Bei Moissonnier zu essen war seit langem ein Traum von mir. Vor einigen Jahren saß ich – wie zu jener Zeit fast jeden Samstag – zusammen mit meinem Papa bei meinem Onkel zum Fußball gucken und Wein trinken. Im Anschluss an die Fußballspiele saßen wir gerne noch länger zusammen und probierten den ein oder anderen Wein. Zum Weintrinken auf der Couch lief im Fernsehen auch „10 Winzer, Joachim Król und der Moissonnier“. Eine wundervolle Sendung über die Weine Frankreichs und das erste Mal, dass ich den Namen Moissonnier hörte. Einige Zeit später ging mein Onkel bei Moissonnier essen und schwärmte mir seitdem vor allem von den Weinen, der Atmosphäre und der Foie Gras bei Moissonnier vor.

Während ich meine Masterarbeit schrieb, zog ich nach Köln und somit in die Stadt in dem Moissonnier sein Restaurant betreibt. Zum bestandenen Masterabschluss wollte ich zur Feier bei Moissonnier mit meinem Eltern essen gehen. Leider kam Corona dazwischen und statt bei Moissonnier feierte ich meinen Masterabschluss mit Eltern an meinem kleinen Küchentisch in meiner neuen Wohnung in Köln. Moissonnier lieferte in der Zeit Menüs zum zu Hause fertig kochen. So konnte ich mit meinen Eltern frische Austern, Foie Gras, pochierten Lachs und gratinierte Maispoularde von Moissonnier genießen. Die Foie Gras im Zusammenspiel mit dem großartigen Weißwein (Clos Thou Suprême de Thou Jurançon) ist nachhaltig in Erinnerung geblieben. Wir hatten einen sehr schönen Abend mit dem Menü und den Weinen von Moissonnier. Das Essen war natürlich kein Vergleich mit dem was bei Moissonnier im Restaurant auf dem Teller kommt. Ein Menü auf dem Niveau kann unmöglich vom Gast zu Hause selbst fertiggestellt und angerichtet werden. So blieb mein Traum, ein Mal bei Moissonnier essen zu gehen, weiter unerfüllt. Ein toller Nebeneffekt des Menüs zu Hause war, dass ich meinen neuen Lieblingsbäcker kennenlernte: die Boulangerie Merlê. Mein Papa hatte bei der Bestellung vergessen Brioche zu der Foie Gras zu bestellen. Als ich dann kurzfristig noch gutes Brioche organisieren wollte, fiel mir auf, dass Moissonnier sein Brioche von einem Bäcker in Lindenthal bezog. Seitdem fahre ich fast jedes Wochenende zu Merlê, um Baguette und Croissants zu holen. Besseres Baguette habe ich vor allem in Deutschland noch nie gegessen und auch in Frankreich bekommt keine besseren Croissants.

Zwei Jahre später war es so weit: wir hatten unseren Tisch bei Moissonnier reserviert. Eigentlich waren wir gerade in unserer Sparphase für unsere Weltreise. Wir kochten nur noch selbst, bestellten nicht mehr und gingen nicht mehr essen. Moissonnier war eine absolute Ausnahme für uns. Wir hatten uns ein Jahr zuvor vorgenommen bei Moissonnier essen zu gehen, wenn wir es endlich geschafft hätten unsere erste gemeinsame Wohnung zu renovieren. Die Wohnungsrenovierung dauerte viel länger als gedacht und letztendlich sind wir tatsächlich in eine ganz andere Wohnung gezogen. Aber wir hatten es geschafft. Wir hatten unsere gemeinsame Wohnung zusammen hergerichtet und sind zusammen gezogen. Nach einem nervenaufreibenden Jahr war die Zeit gekommen, um den Erfolg bei Moissonnier zu feiern. Dafür mussten die Sparpläne für die Weltreise pausiert werden. Das war es einfach Wert.

Als wir dann letztlich bei Moissonnier vor der Tür standen, konnte die Vorfreude nicht größer sein. Die Erwartungen waren riesig. Wir wurden sehr nett empfangen und fühlten uns in dem kleinen französischen Restaurant direkt wohl. Das Restaurant vermittelt eine absolut familiäre Wohlfühlatmosphäre. Bei einem Restaurant mit einer Wertung von zwei Sternen stellt sich der ein oder andere vielleicht ein Restaurant vor in dem nicht gelacht wird und in dem man schief angeschaut wird, wenn man nicht absolut gerade sitzt. Moissonnier ist das eindeutige Gegenteil dieser Vorstellung.

Nach all den vielen Worten nun zum Wichtigstem: dem Essen. Jeder Gang auf der Speisekarte las sich wie eine ganzes Menü in einem anderem Restaurant. Jeder Gang bestand aus mehreren Komponenten und wurde auf mehreren Tellern oder Schälchen serviert. Leider neige ich dazu keine Fotos zu machen, wenn der Gang besonders gut aussieht. Dann fang ich einfach nur an zu essen und merke erst danach, dass das Foto fehlt. Daher gibt es zu dem Menü nur 4 Fotos. Jede einzelne Komponente des Menüs nochmal zu beschreiben würde einfach einen viele zu langen Text ergeben. Daher hier meine Favoriten: die wie Kyoto marinierte Aubergine zur Langustine (für mich eine absolute Überraschung, aber leider ohne Foto), der gesamte 3. Gang (einfach ein tolles harmonisches Zusammenspiel und mit einem guten Risotto kann mach mich sowieso immer glücklich machen) und die Cannelloni mit Kürbiskernen gefüllt mit geschmortem Trevisio zur Taube (wunderbar geschmacksintensiver Cannelloni – werde ich irgendwann nochmal versuchen nach zu kochen). Die begleitenden Weine waren perfekt auf das Essen abgestimmt. Der Meursault Vielles Vignes 2018 zum Kabeljau war mein absolutes Highlight des Abends. Für uns war es ein wunderschöner und runder Abend bei Moissionnier und wir freuen uns nochmal wieder zu kommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert